Kriegerdenkmal in der Bahnhofstraße

Kriegerdenkmal
 
1936 wurde das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet. Der Entwurf stammt von dem Karlsruher Bildhauer Wilhelm Kollmar (1871-1948). Die Figurengruppe aus Muschelkalk besteht aus drei entschlossen voranschreitenden Soldaten mit Trommel, Gewehr und Marschgepäck. Sie steht mittig und erhöht in einem von Mauern umgegebenen halbrunden Platz. In den Mauern sind die Namenstafeln der Gefallenen eingelassen.
 
1946 wurden die Namen von fünf jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs angefügt, die 1936 nicht genannt worden waren. 1959 wurde das Kriegerdenkmal erweitert, indem die Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs ergänzt wurden. Dabei wurden Dienstgrade von 29 SS-Angehörigen als Wehrmachtsgrade aufgeführt.
 
1999 wurde das Mahnmal für die Opfer von Gewalt, Krieg und Verfolgung  – bewusst als Gegendenkmal – in Sichtweite am oberen Ende der Ehretstraße eingeweiht, gestaltet von Hubertus von der Goltz.
 
Erläuterungen

Das Kriegerdenkmal gehört zu den sogenannten „unbequemen Denkmalen“, die zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und der eigenen Position auffordern.
 
Es ist ein vielschichtiges Geschichtsdokument – sowohl aus der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) als auch der Nachkriegszeit (nach 1945). Ort, Anlage und Gestaltung weisen typische Merkmale von Denkmalen des Nationalsozialismus auf. Diese Denkmale sollten den öffentlichen Raum dominieren, dazu dienten sowohl zentrale Plätze als auch antike Architekturformen und übergroße monumentale Skulpturen. Der Ort des Weinheimer Kriegerdenkmals wurde daher bewusst an einer der Hauptverkehrsadern gewählt; die Anlage war zudem von der Straße her zugänglich und eignete sich als Aufmarschplatz. Die symmetrische Gestaltung des Platzes, die erhöhte mittige Anordnung der Figurengruppe und deren Größe beherrschen den öffentlichen Raum.
 
Die monumentalen Soldaten werden in der typisierenden vereinfachenden Formensprache des Nationalsozialismus zu unbesiegbaren heldenhaften Kämpfern stilisiert. Sie besitzen keine individuellen Züge, auch in ihrem Auftreten erscheinen sie stereotyp und ausdrucklos. Damit werden sie gleichsam zu einer heroisierenden Symbolfigur eines Kriegers, der bedingungslos im Gleichschritt in den Krieg zieht. Somit eignete sich dieses Denkmal auch vor allem zur vorausgreifenden Kriegspropaganda.

Das Kriegerdenkmal dokumentiert darüber hinaus die Ausgrenzung der Juden im Nationalsozialismus, deren Gefallene auf den Namenstafeln unerwähnt blieben, obwohl auch ihre Familien für das Kriegerdenkmal spendeten. 1946 wurden die Namen der jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf den Tafeln nachgetragen.
 
1959 widmete man das Denkmal auch den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Man bediente sich dieses von NS-Ideologie geprägten Denkmals, um es ungebrochen weiter zu nutzen und mit den Namen der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen zu ergänzen. Dabei änderte man zugleich bei 29 gefallenen Soldaten die SS-Grade verharmlosend in Wehrmachtsgrade um.
 
Das Mahnmal für die Opfer von Gewalt, Krieg und Verfolgung wurde 1999 bewusst in Sichtweite des Kriegerdenkmals als Gegendenkmal errichtet. Die Stadt Weinheim gibt damit im öffentlichen Raum eine unmissverständliche Antwort auf das Kriegerdenkmal.
 
Das Kriegerdenkmal ist ein erhaltenswertes Zeugnis sowohl der Kunst im Nationalsozialismus und der Gestaltung von Kriegerdenkmalen als auch des Umgangs mit selbigen in der Nachkriegszeit.
Das Denkmal dient heute nicht der Kriegsverherrlichung, sondern soll - im Gegenteil - als Dokument verschiedener Zeitschichten zu einem bewussten und sensiblen Umgang mit der Geschichte auffordern.

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