Über das Schicksal der Jesiden

Ronya Othmann liest am 12. September im Rahmen des Weinheimer Literaturfestivals  in der Weinheimer Stadtkirche

Genau zehn Jahre ist es her, dass die terroristischen Mörderbanden des sogenannten Islamischen Staates (IS) im August 2014 in das Siedlungsgebiet der Jesiden im Nordirak eindrangen und einen Völkermord an der religiösen Minderheit begannen. 5000  bis 10 000 Jesiden, überwiegend Männer, wurden ermordet, Knaben wurden entführt und als Kindersoldaten missbraucht, rund 7000 Mädchen und Frauen verschleppt, vergewaltigt und als Sklavinnen verkauft. Überlebende zogen sich ins Sindschar-Gebirge zurück und wurde dort von den IS-Terroristen belagert. Erst im November 2014 gelang es kurdischen Peschmerga, den IS zu vertreiben und die Jesiden zu befreien. Noch heute sind die Städte der Jesiden zerstört und das Schicksal von mehr als 3000 Mädchen und Frauen ungeklärt.
 
„Wir haben diesen traurigen Jahrestag aufgegriffen und Ronya Othmann eingeladen, aus ihrem Buch „Vierundsiebzig“ zu lesen“, sagt Wolfgang Orians vom Literaturfestival Weinheim e. V. Das diesjährige Literaturfestival steht unter dem Motto „Literatur und Demokratie“ und wird maßgeblich von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert. 
Die Lesung von Ronya Orthmann findet am Donnerstag, 12. September, 19 Uhr, in der Evangelischen Stadtkirche in der Hauptstraße statt. 
Ronya Othmann ist die Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-jesidischen Vaters. Ihr Buch heißt „Vierundsiebzig“ weil der Völkermord der IS-Terroristen der 74.ste in der Geschichte des Jesidischen Volkes ist. Ronya ist in den Nordirak gefahren und hatte dort durch ihre familiären Bindungen besondere Zugänge in die jesidische Gemeinschaft. Entstanden ist daraus ein Werk von ungeheurer Dichte, der notwendigen Klarheit und Härte, in einer radikal poetischen Form dokumentarischen Erzählens. 
„Ich habe gesehen. Das Ich ist ein Zeuge. Es spricht, und doch hat es keine Sprache.“ So beschreibt Ronya Othmann den Vorgang des Erzählens. Sie will eine Form finden für das Unaussprechliche, den Genozid an der jesidischen (oder êzîdischen) Bevölkerung, den vierundsiebzigsten, verübt 2014 in Shingal von Kämpfern des IS. „Vierundsiebzig“ ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu den Tatorten. Der Weg führt in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer der Verwandten und weiter in ein jesidisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt. Es geht darum, hinzusehen, zuzuhören, Zeugnis abzulegen, Bilder und Berichte mit der eigenen Geschichte zu verweben, mit einem Leben als Journalistin und Autorin in Deutschland. 
Für ihr Schreiben wurde Ronya Othmann viele Male ausgezeichnet, unter anderem mit dem Lyrik-Preis des „Open Mike“, dem MDR-Literaturpreis und dem Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik. Für „Die Sommer“, ihren ersten Roman, bekam sie 2020 den Mara-Cassens-Preis zugesprochen, für den Lyrikband „die verbrechen“ (2021) den Orphil-Debütpreis, den Förderpreis des Horst-Bienek-Preises sowie den Horst Bingel-Preis 2022. Ein Auszug aus „Vierundsiebzig“, ihrem zweiten Roman, wurde 2019 mit dem Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs ausgezeichnet. 
Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit, die einer sehr alten nicht auf einer Schrift beruhenden monotheistischen Religion anhängen. Es gibt ca. eine Million Jesiden, in Deutschland lebt mit rund 200 000 Angehörigen die größte jesidische Gemeinschaft in der Diaspora. 
Der Abend wird ergänzt durch die Fluchtgeschichten, die Sultana Barakzai als Lehrerin an der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar bei ihren Schülerinnen und Schülern gesammelt hat. Walter Roth berichtet über eine andere Form von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung. Er selbst ist ein Banater Schwabe und war vor seiner Flucht Schauspieler am Deutschen Staatstheater in Temeswar, Rumänien. 

Der Eintritt beträgt 15 Euro (ermäßigt 12  Euro). Karten sind bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen (in Weinheim Diesbach Medien) oder unter https://www.reservix.de/tickets-literaturfestival-weinheim erhältlich. 
Das Weinheimer Literaturfestival besteht aus über einem Dutzend Lesungen von bekannten Autorinnen und Autoren an verschiedenen besonderen Orten in Weinheim vom Mittwoch, 11. September, bis Freitag, 13. September, Projekten für Kinder, einem Autorenwettbewerb sowie einer Buchmesse in der Stadthalle am 14. und 15. September.   
Alles  Infos und Veranstaltungen auf www.literaturfestival-weinheim.de

(Erstellt am 06. August 2024)

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