„Aus der Seele gesprochen“
Sozialminister Manne Lucha besuchte die Pflegekonferenz der Kommunen
Weinheim-Hemsbach-Laudenbach – „Brücken bauen für die Pflege“
So soll es sein: Wenn sich ein verantwortlicher Mann aus der Praxis und der täglichen Anforderungen des Pflegewesens bei einer Podiumsdiskussion nach dem zuständigen Minister zu Wort meldet und erklärt: „Bei vielem hat er mir aus der Seele gesprochen.“ So geschehen in dieser Woche bei der Kommunalen Pflegekonferenz der Raumschaft Weinheim-Hemsbach-Laudenbach, die seit ein paar Jahren die Akteure der Pflege an der nördlichen Badischen Bergstraße regelmäßig vernetzt. Es war Christian Rupp, der Geschäftsführer des Bodelschwinghheims, der dies im Alten Rathaus am Marktplatz so ausdrückte. Der baden-württembergische Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha hatte in einem Impulsreferat gerade durchaus den Nerv der anwesenden Pflegeakteure getroffen. Die Konferenz wurde organisiert vom Weinheimer Amt für Soziales, Jugend, Familie und Senioren; unterstützt vom Verein „Leben mit Demenz“.
Zu den Teilnehmern gehörten neben Gastgeber Oberbürgermeister Manuel Just auch seine Kollegen Jürgen Kirchner aus Hemsbach und Benjamin Köpfle aus Laudenbach sowie Matthias Baß aus Viernheim.
Weniger Bürokratie durch „maximale Digitalisierung“, mehr Eigenverantwortung der Pflegeinrichtungen, Angebote zur Unterstützung im Alltag, Bekämpfung des Arbeitskräftemangels, Koordinierung des Ehrenamtes, andererseits aber auch eine Anpassung der Ansprüche – das waren die zentralen Stichworte, die den Minister und die Praktiker an der Basis verbanden. Die Einigkeit war kein Zufall, wie der Landespolitiker vor seinem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Weinheim erwähnte. Er selbst hat den Pflegeberuf von der Pike auf gelernt. „Ich bin eine gelernte Krankenschwester“, schmunzelte der Oberschwabe, der in Weinheim übrigens Dr. Andreas Marg herzlich begrüßte, den Vorsitzenden des Vereins „Leben mit Demenz“. Der Weinheimer Arzt hat in seinem Berufsleben als Mitarbeiter des Sozialministeriums an der Seite Luchas gewirkt.
Das Land, so der Minister, werde weiter kommunale Pflegekonferenzen fördern und begleiten. Dort könne man „best practice“-Beispiele vorstellen und einem weiteren Kreis näherbringen. Er würdigte, dass Weinheim dabei schon seit Jahren vorangeht.
Der Minister selbst sprach von einer „Basis der Vertrauenskultur“, die er gerne über Instrumente wie der Pflegekonferenz mit den Akteuren pflege. Kommunale Pflegekonferenzen lägen im Selbstverständnis seiner landespolitischen Arbeit, bekräftigte Lucha im Dialog, an dem neben Christian Rupp auch Oberbürgermeister Manuel Just, Landkreis-Sozial-Dezernent Fabian Scheffczyk und Simone Gaida, Leiterin einer ambulanten Pflege, teilnahmen. Lucha verwies mehrfach auf die Grundzüge der Verordnung der Landesregierung zur Unterstützung im Alltag („USTA“) und die Projekte zur Anwerbung ausländischer Pflegekräfte bis hin zu einer Ausbildungsbegleitung in anderen Ländern. Damit stieß er auf offene Ohren. „Wir werden mit immer weniger Personal immer mehr Menschen pflegen müssen“, beschrieb Christian Rupp. Lucha gab zu bedenken, dass die Pflege in den zurückliegenden Jahren schon deutlich Personal gewonnen habe. „Wir haben dort mehr Menschen in Arbeit als je zuvor“, betonte er. Allerdings herrsche immer noch ein Mangel. Allerdings handele es sich dabei noch zu oft um Teilzeitjobs. Auch sei der Anspruch an Pflege „oft total übersteuert“. Er plädierte für einen „normalen Alltagsanspruch“. Was er so definierte: „Seelische und körperliche Unversehrtheit und so lange wie möglich eine persönliche Autonomie.“
Für die Zukunft der Pflege sei „eine adäquate Mischform der Angebote wichtig“, betonte Lucha, der auch damit Zustimmung ab der Basis erntete. Ein wichtiger Beitrag müsse die Koordination des helfenden Ehrenamtes sein, betonten Landes- und Kommunalpolitiker bei der Podiumsdiskussion. Dabei könne auch die Stadt mit ihren analogen und digitalen Netzwerken einen Beitrag leisten, so OB Just, der mit Minister gemeinsam im Sozialausschuss des Städtetages Baden-Württemberg arbeitet.
Der Weinheimer Rathauschef dankte dem Besuch aus Stuttgart für eine „anregende und inspirierende Rede“. Schon am Morgen hatte Just die Teilnehmer der Weinheimer Pflegekonferenz begrüßt. „Ich bin stolz, dass wir in Weinheim, Hemsbach und Laudenbach zusammen etwas bewegen“, bekannte er und verwies auf die funktionierende Netzwerkarbeit, in der sich einige Akteure in interkommunaler Zusammenarbeit schon für Landes-Förderprogramme beworben haben. Wie immer schaute die Weinheimer Pflegekonferenz über den Tellerrand hinaus und hörte eine Präsentation des Viernheimer Seniorenbüros ebenso wie des Vereins „Unser Netz“ zur Koordination und Vernetzung sozialer Aufgaben für die Orte Lenningen und Owen auf der Schwäbischen Alb. Manuel Just lobte alle Akteure: „Sie haben wieder ein Zeichen gesetzt, wie wichtig dieses Thema ist.“