Vortrag über Deckert-Prozess und seine Folgen
Im Juli 1994 ergeht vom Mannheimer Landgericht eine milde Bewährungsstrafe gegen den notorischen Holocaust-Leugner und damaligen NPD-Bundesvorsitzenden Günter Deckert. Einige Jahre war Deckert auch Gemeinderatsmitglied in seiner Heimatstadt Weinheim. Noch skandalöser als das Urteil sind Passagen in der Urteilsbegründung durch Richter Orlet, der dem einschlägig vorbestraften Neonazi „Charakterstärke und Verantwortungsbewusstsein“ attestiert. Orlet outet sich immer mehr als sein Gesinnungsgenosse. Ein Sturm der Empörung: Bundesweite und internationale Proteste, Demonstrationen und Mahnwachen für die Holocaust-Opfer vor dem Gericht, das sich gegen jede Kritik abschottet.
Im Rahmen dieser Proteste gründete sich der Arbeitskreis Justiz (heute: Arbeitskreis Justiz und Geschichte des Nationalsozialismus in Mannheim) und organisierte Ende Januar 1995 eine große Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Rund 700 Menschen nahmen vor dem Landgericht und im Bürgersaal des Stadthauses Mannheim daran teil.
2025 begeht der AK Justiz sein 30-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass erinnert der AK Justiz, darunter Zeitzeugen von damals, an den Deckert-Prozess. Auf Einladung des Bündnisses „Weinheim bleibt bunt“, das immer wieder in Weinheim Kritik am Wirken Deckerts gebündelt hat, kommt der AK Justiz am Freitag, 2. Mai, 19 Uhr, nach Weinheim. Im Saal der Stadtbibliothek gibt es Vorträge und Filme, die an den damaligen Prozess erinnern.
Die Möglichkeit der Richteranklage wurde im Landtag beraten. Im Mai 1995 ließ sich Richter Orlet „krankheitsbedingt“ pensionieren. Deckert musste für zwei Jahre ins Gefängnis, nachdem der Bundesgerichtshof das Mannheimer Urteil annulliert hatte.
Die Mitglieder des AK Justiz sind Zeitzeugen und Aktivisten zugleich, die aus ihrer Perspektive über die Geschehnisse berichten. Sie geben interessante Einblicke und Hintergründe in den Prozess des Mannheimer Skandal-Urteils. Der AK Justiz engagiert sich gegen das Vergessen der Verbrechen der NS-Zeit. Ihr Ziel ist es, einige „blinde Flecken“ in Mannheims NS-Vergangenheit aufzuarbeiten.
Veranstalter:
Bündnis Weinheim bleibt bunt