Der erste Direkteinstieg ist geglückt

„Was soll ich sagen, sogar die Sonne scheint heute für uns.“ So glücklich und von Herzen äußerte sich Paula Bjelic-Barbalat, ihren Blumenstrauß, Geschenke und die Urkunde im Arm. Und ihre Kollegin Viola Lenz ergänzte: „Ich bin der Stadt Weinheim sehr dankbar für diese Chance.“ Die beiden Frauen gehörten jetzt zu den erfolgreichen Absolventinnen der Pilotklasse des landesweiten Projektes „Direkteinstieg Kita“, mit dessen Hilfe Personen einen leichteren Quereinstieg in den Beruf der Erzieherin schaffen sollen.

Hintergrund ist der Fachkräftemangel an Kitas und anderen Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Große Kreisstadt Weinheim hat daher extra ein Personalbindungskonzept auf den Weg gebracht. Die Beteiligung am Projekt „Direkteinstieg Kita“ ist ein Baustein dieses Konzepts. Die Stadt arbeitet dabei mit dem Kultusministerium, der Bundesagentur für Arbeit und mit dem Rhein-Neckar-Kreis zusammen, dabei ganz wesentlich mit der Helen-Keller-Schule. Das Programm macht den Einstieg schneller und finanziell attraktiver.
Paula Bielic-Barbalat und Viola Lenz haben im Februar 2023 bei der Stadt ihren Quereinstieg begonnen. Beide Frauen kommen aus einem Beruf, der sie nicht länger binden konnte. Beide haben Familie; eine unbezahlte Ausbildung wäre für sie nicht in Frage gekommen. Der Direkteinstieg war eine große Chance für sie – für ihren Arbeitgeber aber auch, wie Andreas Haller vom Weinheimer Amt für Bildung und Sport betonte. Ihre Arbeitsplätze waren die kommunalen KiTas „Mäusenest“ in Hohensachsen und „Kinderland“ am Schlosspark. „Das beste Rezept gegen Fachkräftemangel“, beschreibt Andreas Haller vom Amt für Bildung und Sport, „ist es, selbst auszubilden“. Aber auch das sei manchmal gar nicht so einfach, wenn die Ausbilderin zur Erzieherin lange dauert und die Auszubildenden dabei nicht viel Geld verdienen.
Haller reihte sich bei der Verleihungsfeier gemeinsam mit Fachbereichsleiterin Katrin Reinhold sowie Natasa Andric und Christian Esslinger, den Ausbildungsleitern der Stadt Weinheim, bei den ersten Gratulanten ein, zu deren Schar aber auch Ministerialdirektor Daniel Hager-Mann, Ulrich Bäuerlein, Dezernent des Rhein-Neckar-Kreises, sowie Martina Musati gehörten, die Regionalgeschäftsführerin der Bundesagentur in Baden-Württemberg. Die prominente Besetzung verriet, wie hoch das Land das Projekt ansiedelt.
Bei Direkteinstieg Kita handelt es sich um eine verkürzte Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin. Zur Zielgruppe gehören Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung, die das Berufsfeld wechseln wollen oder bereits als Zusatzkräfte in Kindertageseinrichtungen tätig sind. Nach einem nun ebenfalls verkürztem Anerkennungszeitraum ist sogar ein Abschluss als Erzieherin möglich.
Andreas Haller verwies darauf, dass die Stadt Weinheim durch eine vorausschauende Planung durchaus in der Lage ist, jedem Kind in Weinheim einen KiTa-Platz anzubieten. Wegen des Personalmangels komme es aber dennoch immer wieder zu verkürzten Öffnungszeiten. Die „Stellensituation auf dem Arbeitsmarkt ist katastrophal“, schilderte er. Andererseits sei der Betreuungsbedarf für Kleinkinder durch und nach Corona deutlich angestiegen, nicht wenige Kinder seien durch Entwicklungsverzögerungen beeinträchtigt. Daher seien mehr pädagogische Fachkräfte erforderlich.
Viola Lenz, die sogar als Klassenbeste abgeschlossen hat, und Paula Bielic-Barabat bleiben selbstverständlich als Fachkraft bei der Stadt Weinheim, während das Einstiegsprojekt weitergeführt wird. Mittlerweile sind schon Direkteinstiegs-Kolleginnen fünf und sechs auf dem Weg zur verkürzten und bezahlten Ausbildung. Paula Bielic-Barabat und Viola Lenz waren die Vorreiter.