Sanierungsgebiet "Südliche Altstadt"
Die erste Städtebauliche Erneuerungsmaßnahme in Weinheim galt dem Bereich, der sich in den letzten Jahrhunderten zum wirtschaftlichen Zentrum der Stadt entwickelt hatte. Dies war nicht das Stadtviertel der historischen Stadtgründung an der Weschnitz um die Peterskirche, sondern der Bereich zwischen Schlosspark und Grundelbachstraße mit dem Marktplatz und dem Gerberviertel.
Die Sanierungsmaßnahme "Südliche Altstadt" begann 1981 und erstreckte sich auf ein Gebiet von ca. 6,3 ha. Die Maßnahme wurde 2002 abgeschlossen.
Ziel war die erhaltende Erneuerung im zentralen Bereich um den Marktplatz und im Gerberbachviertel. Auf den Flächen zwischen Hauptstraße und Mittelgasse entstand nach Abriss der schlechten Bausubstanz auf kleinen Parzellen der "Hutplatz", um Raum zu schaffen für den ruhenden Verkehr und einen ruhigen Quartiersplatz.
Sanierungsgebiet "Alte Lackierfabrik"
Bei der städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme im Sanierungsgebiet "Alte Lackierfabrik" ging es um die Neuordnung eines aufgegebenen Gewerbestandorts mit einer Fläche von ca. 3,5 ha.
Die ab 1855 entstandene Lackierfabrik befand sich auf den gesamten Flächen zwischen der OEG (RNV-Linie 5) an der Bergstraße und der weiter oben am Hang parallel verlaufenden Freudenbergstraße. Am damals südwestlichen Ortsrand Weinheims wurde Lackleder, später auch Chagrin- und anderes Leder hergestellt.
Im Zuge der Sanierungsmaßnahme 1986 bis 1996 wurden die meisten Produktionsgebäude abgerissen. Wenige verbliebene Gebäude an der Freudenbergstraße werden heute noch u.a. von der Freudenberg-Stiftung genutzt.
Auf den freigewordenen Flächen wurde eine großflächige Tiefgarage errichtet, darüber entstanden parallel der Hangkante mehrere Zeilen mit viergeschoßigen Wohngebäuden, dazwischen großzügige Grünflächen mit einem dichten (halböffentlichen) Fußwegenetz.
Sanierungsgebiet "Müllheimer Tal"
Im Müllheimer Tal befand sich auf den ursprünglichen handwerklich betriebenen Gerbereien am Grundelbach die Gerberei und Leder-Fabrik der Fa. Freudenberg. Aber bereits 1896 waren neue Fabrikgebäude bahnverkehrsgünstig auf Flächen westlich des damals neuen Bahnhofs entstanden, da es im Müllheimer Tal keine Erweiterungsmöglichkeiten gab.
Aufgrund des Durchgangsverkehrs in das Gorxheimer Tal in der engen Straße und der unmittelbaren Nähe zum angrenzenden Wohngebiet bzw. den Immissionen wurde der Industriestandort im Müllheimer Tal zunehmend problematisch.
1994 eröffnete sich durch die Aufgabe des "Werk Müll" der Fa. Freudenberg die Chance, durch die Umwandlung eines zusammenhängenden Gebietes dringend benötigten Wohnraum zu schaffen und zugleich die stadträumlich sehr bedeutsame Eingangssituation im Müllheimer Tal städtebaulich zu ordnen.
Das 1995 begonnene Sanierungsgebiet "Müllheimer Tal" war ca. 3,7 ha groß und wurde 2003 abgeschlossen. Die Industrieanlagen wurden komplett abgerissen. Die Bebauung, die auf Grundlage des Bebauungsplans Nr. 107 B "Müllheimer Tal" entstand, besteht überwiegend aus Hausgruppen sowie Doppelhäusern.
Sanierungsgebiet "Betentalstraße/Zimmerbachstraße"
Um die Wohn- und Arbeitsverhältnisse in der Umgebung des Sanierungsgebiets "Müllheimer Tal" zu verbessern, wurde für die hieran angrenzenden Flächen 1997 das ca. 4,5 ha große Sanierungsgebiet "Betental-/Zimmerbachstraße" beschlossen; es wurde im Jahr 2006 beendet.
Aufgrund der sehr dichten Bauweise und der durchweg kleinen, teilweise ungünstig geschnittenen Wohngrundstücke, ergaben sich Missstände bezüglich der Besonnung, Belichtung und Belüftung des Gebiets, welche durch die topographisch bedingte enge Tallage zusätzlich verschärft wurden. Mit Grenzregulierungen, Ordnungsmaßnahmen, Abbruch nicht mehr sanierungsfähiger Gebäude sowie insbesondere durch die Förderung privater Modernisierungen und Instandsetzungen konnte die städtebauliche Situation in diesem Gebiet deutlich verbessert werden.
Bedeutendste Maßnahme war die Freimachung des Grundstücks mit dem "Fellspeicher" auf der "Insel" zwischen Burggasse und Müllheimer Talstraße. Hier errichtete die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreisverband Rhein-Neckar ein soziales Dienstleistungs- und Begegnungszentrum u.a. mit Kinderkrippe, Einrichtungen der Sozialpsychiatrie und Betreutem Wohnen.
Sanierungsgebiet "Innenstadt"
„Die Wurzeln der Innenstadtsanierung reichen in das Jahr 2000 zurück, als sich die Stadt entschloss, die ökonomische Stabilisierung und städtebauliche Weiterentwicklung der Weinheimer Innenstadt durch ein umfassendes Konzept zu sichern. Konkrete Anlässe waren vor allem sinkende Umsatzzahlen des Einzelhandels und eine rückläufige Kaufkraftbindung sowie die augenscheinlichen Defizite in der städtebaulichen Substanz.
Das im Dezember 2002 beschlossene Entwicklungskonzept Innenstadt bildete die Grundlage für die Ausweisung des Sanierungsgebiets Innenstadt mit dem vorrangigen Ziel der Attraktivitätssteigerung und dem drohenden Niveauverlust entgegenzuwirken.
Am 05.11.2003 trat die Satzung für das zunächst ca. 12 ha große Sanierungsgebiet in Kraft und wurde mit Wirkung vom 18.03.2006 erweitert. Das sodann ca. 14,4 ha große Sanierungsgebiet umfasste den Bereich zwischen Lindenstraße im Norden und Amtsgasse bzw. Rathaus / Schloss im Süden, zwischen Grundelbachstraße einschließlich Lindenplatz und "Neuem Burgenviertel" im Osten sowie Institutstraße und mittlere Hauptstraße im Westen. Von dem Sanierungsgebiet waren etwa 185 Privatgrundstücke befasst, 2003 gab es dort insgesamt 424 Haushalte.
Durchgeführte Schwerpunktmaßnahmen waren die Reaktivierung der ehemaligen Birkenmeier-Immobilie (Standort heutige Weinheim Galerie), die Entwicklung des Schlossberg-Areals („Neues Burgenviertel“) einschließlich Umgestaltung der Grundelbachstraße sowie der Neubau Windeckplatz mit Fußgängersteg als Verbindung zur Fußgängerzone. Hinzukommen die Neugestaltung der Fußgängerzone und der Grabengasse sowie die Umgestaltung des Dürreplatzes. Es wurden zudem zahlreiche private Modernisierungsmaßnahmen gefördert. Die bewilligten Fördermittel wurden hierbei vollständig ausgeschöpft.
Die förmliche Festsetzung des Sanierungsgebiets „Innenstadt“ wurde mit der am 09.04.2022 bekanntgemachten Satzung aufgehoben.